Frau Gothels Garten - 1. Ebene (1)

Ein Kleid für Rapunzel, Installation auf vier Ebenen, Mühlenturm, Geldern, 2009

1. Ebene

Frau Gothels Garten, 1-10, 2008, Acryl auf Holz, 100*40 cm

“Das Märchen “Rapunzel” handelt von Vereinnahmung und Isolation, Abhängigkeit und Befreiung. Jutta Rohwerder löst die handlungstragenden und symbolhaltigen Motive wie den Garten, den Turm und das Haar aus dem Märchen heraus und formt sie nach eigenen künstlerischen Vorstellungen um. Den Anfang machen dabei die Bilder zu “Frau Gothels Garten”, zehn matt lackierte und hochformatige schmale Tafeln mit realistisch gemalten Naturmotiven. Dieser Teil der Installation von Jutta Rohwerder besetzt die erste Ebene des Mühlenturms. Er nimmt Bezug auf den Beginn der dramatischen Entwicklung des Märchens, nämlich den Blick der Schwangeren aus ihrem schmalen Fenster in die unerreichbaren Verlockungen des nachbarlichen Gartens. Jutta Rohwerder hat diese Bildtafeln in Mischfarben grundiert, in frischen, warmen Tönen, auf denen die isolierten Naturobjekte wie poetische Traumbilder erscheinen, dabei jedoch eindeutig als Rapunzelblätter, Aronstab, Dahlienblüte, Puppentorso, Mauersegler, schwarzes Geäst und Kristallstein zu erkennen sind. Als pars pro toto sozusagen könnten sie für die Natur als Ganzes stehen, für ihre Schönheit und Vielfalt. Der Garten ist Lebensspender und symbolisiert auch im Märchen Lebensvielfalt, Freiheit und Erfüllung.

Von Türmen und anderen Gefängnissen – zu Jutta Rohwerders Ausstellung “Ein Kleid für Rapunzel”, Dr. Ulrike Becks-Malorny, Kunsthistorikerin, Bonn